Querflöte

Querflöte
 
 
Tonumfang Grifftabelle
notierter Tonumfang

Geschichte

Das früheste eindeutige Bild einer Querflöte fand sich auf einem etruskischen Relief in Perusa. Es stammt aus dem zweiten oder ersten Jahrhundert vor Christus. Das Instrument wurde damals nach links gehalten, erst in einer Illustration eines Gedichts aus dem elften Jahrhundert wurde eine Darstellung einer nach rechts gespielten Flöte entdeckt.

Die Renaissance-Flöten (genannt Traversa, Fiffara, Schweizerpfeiff, Fleuste d´Allemand) wurden meist einteilig mit zylindrischer Bohrung gebaut. Sie besaßen insgesamt 6 Löcher für Zeige- Mittel- und Ringfinger der beiden Hände (keines für den Daumen). Diese waren relativ klein (ca. 6 mm); das Mundloch wurde kreisrund gebohrt. Die scheinbar einfachen Instrumente wurden kunstvoll hergestellt von den feinsten Flötenmachern der Zeit (Rafi, Schnitzer, Bassano u.a.).Charakteristisch ist der Tonumfang von über zweieinhalb Oktaven (eine Oktave mehr als die meisten Blockflöten der Zeit).

Die Flöten wurden im 16. Jahrhundert vor allem als Ensembleinstrumente benutzt: Standardbesetzungen waren vier Flöten (Frühzeit Deutschland: a1, d1 d1 g1; später vor allem d1 d1 d1 g1), hohe Singstimme + Flöte (in Vierfusslage) + Laute, sowie in England das Broken Consort(wo die Flöte die zweite Stimme in Vierfusslage spielt). Soloricercaten von Aurelio Virgiliano; obligate Traversostimmen für diesen Typus im frühen 17. Jahrhundert in den Werken von Monteverdi, Prätorius, Schein, u. a.

Im Hochbarock waren die Flöten drei- und später Vierteilig. Die Bohrung war konisch, d. h. das Kopfstück hatte einen größeren Innendurchmesser als der Fuß. Wichtige Flötenbauer waren etwa Hotteterre, Naust, Rippert, Rottenburgh, Bressan, Stanesby, Denner, Oberlender,Palanca, Quantz, Lot u. a.

Zum Anpassen der Stimmung, die von Ort zu Ort variierte, verfügten viele der Flöten über mehrere austauschbare Mittelstücke. Die neue Bohrung und dazu eine Klappe (für dis/es) ermöglichten ein technisch problemloseres chromatisches Spiel und ein weiteres Spektrum gut funktionierender Tonarten (günstigste Tonarten: D-Dur und h-Moll). Der Tonumfang reichte vom d1 bis zum a3, wobei Quantz in seinem Versuch einer Anweisung die Flöte traversière zu spielen das e3 als den höchsten brauchbaren Ton bezeichnete. Zunächst wiesen die Traversflöten eine Klappe auf, um leichter das dis spielen zu können, als auf den klappenlosen Instrumenten. Zur Erleichterung der Griffweise und des Spiels in allen Tonarten wurden im Laufe der Zeit immer mehr Klappen eingeführt.

Repertoire: französische Suiten & Sonaten, Duos (u. a. Hotteterre, de la Barre, Blavet), italienische Sonaten, Concerti (Vivaldi, Locatelli,… ), Deutsche Musik (Bach, Händel,Telemann - u. a. 12 Solofantasien - Quantz), Kammermusik, Orchesterpartien.

Der Flötist und Instrumentenbauer Theobald Böhm gab der Querflöte ihre heutige Form (wieder zylindrisch). 1832 entwickelte dieser ein chromatisches Klappensystem, das die Anbringung der Tonlöcher allein nach akustischen Gesichtspunkten ohne Rücksicht auf die Greifbarkeit ermöglichte. Heute sind fast alle modernen Flöten sogenannte Böhmflöten. Dieses System wurde auch auf andere Holzblasinstrumente (zum Beispiel die Klarinette) übertragen.

Dann gibt es noch die so genannten Spielmannsflöten, auch Trommelpfeifen genannt. Diese beruht noch auf dem Prinzip der Querpfeifen ohne Klappen. Sie haben den gleichen Lochaufbau wie die Renaissanceflöten, mit dem Unterschied, dass die Spielmannsflöten noch ein Loch für den rechten kleinen Finger haben. Das heißt die Flöte hat sieben Löcher. Die Griffweise ist immer noch ähnlich wie bei den Renaissanceflöten oder den Blockflöten. Der Tonumfang ab dem d1 ungefähr drei Oktaven.

Diese sind auch heute noch im Einsatz. Sie werden z. B. von den Spielmannszügen der Feuerwehren eingesetzt.

 

Aufbau

Kopfstück

Bei einer herkömmlichen Flöte ist das Kopfstück gerade, es gibt aber auch gebogene Kopfstücke als Lernhilfe für Kinder- oder bei tieferen Alt-, Tenor- und Bassflöten. So ist das Instrument einfacher zu greifen. Das Kopfstück besteht aus dem eigentlichen Rohr, dem Tubus, der aus verschiedenen Materialien bestehen kann (siehe Material). Im oberen Drittel befindet sich ein Loch mit aufgelötetem Kamin. Dieser trägt die gewölbte Mundlochplatte mit dem eigentlichen Anblasloch. Den Abschluss des Kopfstückes bildet der Stimmkorken im Tubusinneren. Das Kopfstück ist im Unterschied zum übrigen Tubus nicht zylindrisch sondern konisch. Dieser unterschiedliche Konus hat Einfluss auf den Klang der Flöte. Der Stimmkork befindet sich im oberen engen Teil des Kopfstückes über dem Anblasloch und kann zur geringfügigen Korrektur der Stimmung mit Hilfe der Stellschraube am Flötenkopf verstellt werden. Die Kerbe am unteren Ende des Wischerstabes sollte bei richtiger Justierung genau in der Mitte des Anblasloches sichtbar sein. Die Wölbung der Mundlochplatte, Form und Schnitt des Anblasloches und die Bohrung des Kopfstückes haben großen Einfluss auf Ansprache, Klangfarbe und Klangvolumen der modernen Querflöte.

Mittelstück

Bei den Klappensystemen am Mittelstück unterscheidet man zwei Bauweisen (Wenn die Klappen in einer Linie angeordnet sind spricht man von „in-line“-Ausführung, wenn das G in Richtung des linken Ringfingers vorgezogen ist von „off-set“-Modellen) und zwei Klappen-Arten :

  1. geschlossene Klappen: Die Finger betätigen sie, das Tonloch selbst wird allerdings von der Klappe verschlossen.
  2. offene Klappen (werden oft auch als Ringklappen bezeichnet): Die Finger verschließen das Loch und betätigen die Klappen.

Die zweite Variante hat den Vorteil, dass der Flötist die Luftgeschwindigkeit in den Fingerspitzen spürt, und sie so besser korrigieren kann. Zudem verlangt ein System mit offenen Klappen eine genauere Fingertechnik, die wiederum einem exakteren Flötenspiel zugute kommt. Die Griffmöglichkeiten sind ebenfalls sehr viel flexibler. Die offenen Klappen ermöglichen zahlreiche zusätzliche Griffe und Effekte wie Glissando, Multiphonics und Mikrointervalle (Tonabstände kleiner als ein Halbton), was vor allem beim Spielen von zeitgenössischer Musik hilfreich ist und häufig sogar vom Komponisten verlangt wird.

E-Mechanik

Viele Querflöten, vor allem im Anfängersegment, haben eine E-Mechanik. Diese Mechanik wurde von den Flötenbauern Emil von Rittershausen und Djalma Julliot unabhängig voneinander entwickelt und erleichtert die Ansprache und Intonation der Töne e3 und fis3 in der hohen dritten Oktave auf Kosten eines etwas höheren Gewichtes. Die meisten professionellen Flötisten verzichten allerdings auf den Einsatz einer E-Mechanik, da die Töne mit guter Technik auch ohne sie zu realisieren sind.

Die Original-Böhm-Flöte wurde mit offener Gis-Klappe konstruiert. Als sich jedoch die geschlossene Gis-Klappe unter den Flötisten immer stärker durchsetzte, musste die Öffnung für die E-Klappe verändert werden, da es Probleme bei der Intonation und der Ansprache des e3 gab. Die geteilte E-Mechanik schließt nur die untere G-Klappe, um so eine saubere Intonation und schnelle Ansprache des e3 zu erreichen. Querflöten moderner Bauart besitzen fast alle eine E-Mechanik. Sie wurde zu Beginn des 20.Jahrhunderts unabhängig voneinander vom deutschen Flötenbauer Emil von Rittershausen und vom französischen Flötenbauer Djalma Juilliot entwickelt.

Fußstück

Man unterscheidet hier zwischen C-Fuß und H-Fuß: Bei Flöten mit einem C-Fuß ist der tiefstmögliche Ton das c1. Bei Flöten mit einem H-Fuß wiederum kann man noch einen tiefer spielen, also bis zum h. Ein Vorteil einer Flöte mit H-Fuß ist der "Gizmo" genannte kleine Hebel für das c4, der am Fuß angebracht ist, und der Umstand, dass das Instrument einen längeren Resonanzraum hat und dadurch voller, wärmer und kräftiger klingt. Besonders die hohen Töne der dritten Oktave klingen weniger hell und schrill. Zudem ist die Flöte nicht so kopflastig, was dazu führt, dass sie während des Flötenspiels vom Musizierenden leichter empfunden wird. Es gibt auch Flöten mit C-Fuß, an die ein separates Verlängerungsstück für das tiefe h aufgesteckt werden kann.

 

Materialien

Querflöten wurden bis zur bahnbrechenden Neukonstruktion durch den Münchner Flötenbauer und Flötisten Theobald Böhm 1832 (konische Böhmflöte) oder 1847 (zylindrische Böhmflöte) und teilweise auch noch lange danach aus Holz hergestellt. Die erste Goldflöte erschien 1869, gebaut von Louis Lot. Neben Silber und Gold sind heute für den Flötenbau folgende Materialien gebräuchlich: vergoldetes Silber, Weißgold, Neusilber (Legierung aus Kupfer, Zink und Nickel), Platin, Palladium, Nickel, Titan, Karbon, Messing, Edelstahl und Holz, vor allem das sehr harte und pilzfeste afrikanische Grenadill, aber auch Kokos und Cocobolo. Die weicheren Holzarten Buchsbaum und Ebenholz werden wegen Riss- und Bruchgefahr heute kaum noch verwendet. Viele Flötisten experimentieren mit Kopfstücken, die aus einem anderen Material als der Rest des Instruments sind.

Entgegen der häufigen Meinung ist die Querflöte kein Blechblasinstrument, obwohl sie überwiegend aus Metallen hergestellt wird. Zum Einen wird die Schwingung nicht durch die Lippen des Spielers sondern durch Blasen über eine Kante erzeugt; zum Anderen wurde sie in ihren Anfängen aus Holz hergestellt. Folglich ist die Querflöte ein Holzblasinstrument.

 

Bauformen

Die Bauformen bei der Querflöte unterscheiden sich nur in der Form des Kopfstückes. Es kann gerade oder gebogen sein, siehe Bild rechts.

Die gebogene Form wird haptsächlich bei den tiefen Flöten ab der Bassflöte verwendet. Aber auch bei normalen Querflöten findet das gebogene Kopfstück gebrauch und zwar bei jungen Schülern, deren Arme noch nicht "lang" genug sind. So wir die Flöte etwas verkürzt und ist auch für "Kleine" leicht zu spielen.

Querflöte mit geradem und gebogenem Kopfstück

 

Stimmlagen

Moderne Flöten nach dem Böhm-System werden in verschiedenen Größen gebaut:

  • Piccoloflöte in C, jedoch eine Oktave höher transponierend
  • kleine Flöte in F: eine Quart höher als die große Flöte
  • große Flöte in C
  • große Flöte in Ces (für Spielmannszüge)
  • Flauto d’amore in B: Ganzton unter der großen Flöte
  • barocke Flauto d’amore in A oder As: kleine bzw. große Terz unter der großen Flöte
  • Altflöte in G, früher auch in F und Es (zur Altflöte in G siehe auch unter Theobald Böhm)
  • Tenorflöte in A oder B
  • Bassflöte: eine Oktave tiefer als die große Flöte
  • Kontrabassflöte: eine Oktave tiefer als die Bassflöte
  • Subkontrabassflöte: zwei Oktaven unter der Altflöte
 

Funktion

Die Tonentstehung bei der Querflöte funktioniert genau so wie wenn Sie über den Rand einer Flasche blasen und so einen Ton erzeugen.
 

Pflege und Wartung

Nach jedem Spielen sollte man die Flöte innen mit einem fusselfreien Tuch (z.B. Baumwolltaschentuch) auswischen, dazu verwendet man am besten den Flötenwischstab. Außen hin und wieder mal abwischen (nicht immer mit Silbertuch und bitte nicht mit dem nassen Lappen von innen).

Silberputztuch poliert die Patina sehr fein weg. Man sollte es aber nicht allzu häufig verwenden, sonst geht mit der Zeit die Versilberung ab. Zu beachten ist auch, dass man weder die Polster noch die Filze berührt, beide werden schwarz davon, Polster können reißen und die Filze/ Korken können abfallen. Also höchstens einmal im Monat den Kopf und die glatten Flächen des Korpus etwas abreiben.

Wenn das Poliertuch Kratzer hinterlässt, liegt das manchmal, daran, dass es schon zuviel Abrieb aufgenommen hat oder sonstwie schmutzig geworden ist.

Lackpflegemittel für lackierte Saxophone oder Trompeten oder flüssige Silberpflegemittel sollte man an der zusammengebauten Flöte nicht verwenden, sie verschmutzen höchstens Polster und Mechanik.

Den Staub unter der Mechanik sollte man hin und wieder mit einem Pfeifenputzer entfernen (oder mit einem Zahnstocher, der mit einem ein sauberen Taschentuch umwickelt ist) Danach kräftig durchpusten. Keine Papiertaschentücher oder Ohrenstäbchen verwenden; die fusseln.

Mechanik ölen
Öl ist wichtig, damit die Mechanik nicht klappert und nicht vorzeitig verschleißt. Das Öl darf auf keinen Fall mit den Polstern in Berührung kommen.
Nicht oft ölen, ein- oder zweimal im Jahr reicht völlig. Säure- und harzfreies Öl (kein Nähmaschinenöl und kein Kriechöl „MoS“) verwenden.
Überschüssiges Öl sollte weggeputzt werden, der Rest zieht ein.

Noch ein Tipp:
Wer draußen spielt (bei Umzügen, im Regen usw.), sollte die Mechanik vorher ölen, das hält die Feuchtigkeit ab.

Polster
Klappenpolster kleben durch Adhäsion immer ein wenig an den Tonlochrändern.  Durch Ablagerungen können sie zu schmatzen anfangen. Durch die Atemluft wird alles Mögliche transportiert. Das kondensiert dann an der Flöte und an den Polstern.
Auch deswegen sollte die Flöte hin und wieder aus- und abgewischt werden, ebenso die Polster und Tonlochränder.

Um das Schmatzen der Polster zu mindern -wenn diese sonst noch in Ordnung sind- kann man so vorgehen:

Einen ca. 20 mm breiten Streifen normales Schreibpapier unter dem Polster durchziehen, während man die Klappe gedrückt hält.

 

Verwendung im Musikverein

Die Querflöte bildet die Klangspitze des Orchesters, da sie am höchsten klingt (vor allem die Piccollo-Flöte. Die Flöte unterstützt oft die Klarinette in der Melodieführung oder hat eigene (Gegen)melodien.

Im Musikverein gibt es drei Flötenstimmen. Eine Piccollo-Flöte und 1. und 2. Querflöte, daher sollten auch drei Flötisten(innen) in der Kapelle sein.

 

Hersteller

Altus

Armstrong

Azumi

Hamming

Jupiter

Muramatzu

Pearl

Yamaha