Waldhorn

Waldhorn
 
 
Tonumfang Grifftabelle
 
notierter Tonumfang  

Geschichte

Eines der ursprünglichsten Musikinstrumente, die der Mensch benutzte, dürfte das Horn sein. In seiner Urform bestand es aus einem Tierhorn, genauer einer Hornscheide der Cavicornia genannten Tiergruppen (Rinder, Schafe, Ziegen u. a.). Das Horn wurde dabei an der abgeschlagenen Spitze oder an einer seitlich gebohrten Öffnung angeblasen. Neben Hornscheiden wurden auch Stoßzähne, Schneckengehäuse oder Muscheln in ähnlicher Weise verwendet. Da diese Instrumente allenfalls über einige wenige aber dafür laute Töne verfügten, eigneten sie sich vor allem als Signalhörner.
Diese Hörner sind mehr oder weniger die Vorläufer von Trompete, Posaune, Bügelhorn und eben dem Waldhorn – am letzteren ist allerdings der Name Horn oder Corno hängen geblieben. Die Geschichte des eigentlichen Waldhorns beginnt dagegen erst am Ende des 17. Jahrhunderts.
Die letzte einschneidende Veränderung des Horns (wie der übrigen Blechblasinstrumente) war die Erfindung des Ventils, das um 1813 vom Hornisten Friedrich Blühmel erfunden wurde. Der Hornist und Mechaniker Heinrich Stölzel, der unabhängig von diesem ebenfalls ein Ventilhorn entwickelt hatte, einigte sich mit Blühmel über dessen Rechte und hat sich seine Erfindung am 12. April 1818 patentieren lassen. Zunächst mit 2 Ventilen gebaut, wurden sie am Beginn noch wie Naturhörner geblasen, die Ventile ersetzten nur den umständlichen Bogenwechsel. Um 1830 haben verschiedene Instrumentenbauer unabhängig voneinander ein drittes Ventil hinzugefügt. Bedeutend ist der Leipziger Christian Friedrich Sattler, der eines der ersten chromatischen Hörner gebaut und damit zur Ablösung des Naturhorns beigetragen hat.
Während Carl Maria von Weber den Einsatz des Ventilhorns (zu seiner Zeit noch mit zwei Ventilen und damit sehr unvollkommen) im Orchester strikt abgelehnt hat, war um 1850 der Wechsel in fast allen Orchestern vollzogen, wenngleich die Tradition des Naturhorns noch einige Zeit separat weiterlebte. Felix Mendelssohn Bartholdy war einer der ersten, der das Ventilhorn bei seinen Kompositionen im Kopf hatte: in seinem Nocturno aus dem Sommernachtstraum.

War die Stimmung der Ventilhörner zunächst auf F festgelegt, versuchte man doch bald auch kürzere Instrumente in B zu bauen, welche besser und sicherer in der Höhe ansprachen. 1897 konstruierten Eduard Kruspe und Bartholomäus Geisig aus Erfurt dann das erste kompensierte Doppelhorn. Die B-Stimmungen eines Instruments kann durch ein Haupt-Schaltventil um ca. 100cm auf „F“ verlängert werden und bei jedem der 3 doppelstöckigen Spielventile wird eine entsprechende Länge zusätzlich hinzugeschaltet. 1909 gelang der Firma Gebr. Alexander Mainz der Bau des ersten vollausgebauten Doppelhorns. Hierbei wählt man mit dem Haupt-Umschaltventil zwischen der „F“- oder der „B“-Länge. Diese beiden Instrumententypen werden bis zum heutigen Tag geblasen und bilden den Standard moderner Orchesterinstrumente.
Etwa 1970 wurde dann noch versucht, die Hoch-F-Stimmung in das Horn zu integrieren. Das Ergebnis waren Tripelhörner mit dreistöckigen Spielventilen in der Stimmung tief F/B/hoch F.
Eine Ausnahme bildet das Wiener Horn. Es entspricht praktisch einem Inventionshorn mit F-Bogen, das mit Pumpventilen ausgestattet wurde. Bei den Wiener Philharmonikern ist es Pflicht wegen der besonderen Klangqualität des reinen F-Horns und der Pumpventile, dass die Hornisten auf einem Wiener Horn blasen.
In den Hornstimmen klassischer Musik hat sich auch nach Einführung des Ventilhorns bis Anfang des 20. Jahrh. die Tradition erhalten, die Hornstimme so zu notieren, dass sie ohne Haupt-Vorzeichen notiert werden kann. Das leitet sich daraus ab, dass der Komponist gewohnt war, mit dem Naturton-„Vorrat“ der ventillosen Hörner auszukommen. Wenn nicht anders angegeben, ist (für alle F- oder/und B-Hörner) die Notation auch in der modernen Blasorchesterliteratur in F.
Im alten Blasorchestersatz ist die Notation oft in Es, da dort mitunter Es-Althörner in Waldhornform verwendet wurden/werden. Bei Verwendung eines separaten Es-Stimmzuges beim F-Waldhorn ist zu beachten, dass die 3 Ventilzüge zur Intonationskorrektur entsprechend zu korrigieren sind (siehe: Ventilzuglängen und Intonationsprobleme der Ventile (Blasinstrumente).
Die kürzere Rohrlänge des B-Horns erlaubt sichereres Spiel in den höheren Lagen. Darum wird bevorzugt das B-Horn verwendet. Da es in der Tonhöhe des F-Horns geblasen wird, liegen die Naturtöne des B-Horns auf den Tönen F-C-F-A-C usw. (klingend B-F-B-D-F usw.), es wird also eine andere Grifftabelle verwendet als beim F-Horn

 

Aufbau

Das moderne Horn besteht aus drei wichtigen Teilen:

Mundrohr
Hier wird das Mundstück aufgenommen und die schwingende Luft in das Instrument übertragen

Ventilblock und Züge
Dieser Teil des Instrumnets ist wichtig für die Veränderung der Töne (siehe Funktion). Je nach Bauart hat ein Horn 3 oder 4 Ventile mit 3 bzw. 7 Zügen

Schallstück
Das weit ausladende Schallstück ist hauptverantlortlich für Köangfarbe des Horns

 

Materialien

Es besteht aus Messing oder in vereinzelten Fällen auch aus Silberblech.
Bei den Ventilen wird überwiegend Messing und Neusilber verwendet. Bei guten Ventilmaschinen wird auch Bronze verwendet.

 

Bauformen

Ausführungen gibt es im Bereich der klassischen und Blasmusik als F-,B- oder seltener Es-Horn. Besteht ein Horn aus zwei separaten Ventilzugverlängerungen, bezeichnet es ein Doppelhorn. Üblich ist eine F-/B-Stimmung, es gibt aber auch Doppelhörner in B/hoch-F. Ein Tripelhorn vereinigt 3 Grundstimmungen: F/B/hoch-f. Sehr selten sind die hoch-B-Hörner. Sie haben die gleiche Grundstimmung wie die weitverbreitete B-Trompete, sind aber in Hornform gebaut.
Das B-Horn hat eine Länge von 2.75m, das F-Horn eine von 3.78m und das C-Horn sogar eine Länge von 4.72m.

B - Horn
 
F - Horn
 
B/F - Doppelhorn
 
 

Stimmlagen

Wie schon bei den Bauformen erwähnt, sind Waldhörner in drei verschiedenen Stimmungen (F-Stimmung, B-Stimmung und F- und B-Stimmung).
 

Funktion

Der Ton entsteht wie bei allen Blechblasinstrumenten durch die Vibration der Lippen des Spielers am Mundstück zur Anregung stehender Wellen in der Luftsäule des Instruments.

Das Waldhorn, überwiegend aus Metall, kann eine Tonhöhenveränderung durch den Einsatz der drei Ventile erzeugen. Durch das erste Ventil wird das Horn um einen Ganzton tiefer, das zweite Ventil bewirkt eine Vertiefung um einem Halbton und mit dem dritten Ventil wird das Instrument um eine kleine Terz tiefer gestimmt. Durch die Kombination der Ventile kann eine Vertiefung um sechs Halbtöne erreicht werden, ähnlich wie bei der Posaune. Durch das Umschaltventil bei dem Doppelhorn kann das Instrument sowohl in Tenorlage als auch in Basslage gespielt werden.
 

Pflege und Wartung

Nach dem Spielbetrieb sollte das Horn gründlich ausgeblasen und somit vom Wasser befreit werden. Bei Bedarf mit einem Reinigungsbürstenset.

Das Mundstück mit einer Mundstückbürste säubern nach belieben evtl. auch Mundstückspray verwenden. Das Mundstück sollte etwa alle drei Monate gereinigt werden.
Das Äußere je nach Oberfläche mit der entsprechenden Politur säubern und polieren.

Die Ventile immer wieder ölen. Mit etwas handwerklichem Geschick lassen sich die Drehventile herausnehmen und säubern. Wenn das Instrument oft gespielt wird ist dies nur einmal im Jahr nötig.

 

Verwendung im Musikverein

"Das Horn ist die Seele des Orchesters!"
Robert Schumann

Im Musikverein haben die Hörner hauptsächlich Harmonie- und Rhythmusaufgaben. Bei den meisten Stücken wird das 1. und 2. Horn benötigt, da aber bei klassischer Musik das Horn sogar 4-stimmig besetz werden muss, ist es von Vorteil wenn sonst die 1. u. 2. Stimme doppelt besetzt ist.Es hat sich bei Musikvereinen eingebürgert, dass heute viele Hornisten das B-Horn blasen. Zwar hat dieses Horn einen härteren und grelleren Ton als das F-Horn, doch mit fleissigem Üben erreicht man ebenfalls einen schönen modulationsfähigen Ton. Die hohen Töne sind aber auf dem B-Horn eindeutig klarer und leichter zu blasen als auf dem F-Horn. Wenn es gut geblasen wird, ist meistens nicht festzustellen, ob der betreffende Hornist F- oder B-Horn bläst. Die im Musikverein sind in den meisten Fällen für das F-Horn geschrieben.

Eine wichtige Erfindung ist auch das "Doppelhorn" das heute besonders oft verwendet wird. Das "Doppelhorn"  besteht im Prinzip aus einem F- und einem  B-Horn die übereinander montiert sind. Das Horn hat aber nach wie vor nur ein Mundstück und einen Schallbecher. Zusätzlich hat das Horn ein viertes Ventil (Daumenventil) mit welchem der Hornist während dem Spielen zwischen dem F- und B-Horn wechseln kann.
Das Horn wurde abhängig von seiner Entwicklungsstufe und der Epoche sehr unterschiedlich eingesetzt. Die Entwicklung reicht von Signalrufen (Jagdmotive) im Barock (meist paarweise auftretend, siehe Concerto Grosso, G. P. Telemann, J. S. Bach, G. F. Händel) bis hin zum „klangfüllenden“ romantischen Stilmittel in der Sinfonie, wobei die Signaleigenschaft in den Hintergrund tritt, die Assoziation mit der Natur jedoch geblieben ist. Im Sinfonieorchester sitzen die Hornisten gewöhnlich in einer Viererformation links (vom Publikum aus gesehen) von den Holzbläsern, die sie somit vom „schweren Blech“ (Trompeten, Posaunen, Tuba) trennen. Dies ist so, weil das Horn klanglich gesehen auch, für manche vor allem, zu den Holzblasinstrumenten gehört. Grob gesehen ist die Anzahl der Hörner im Orchester auch im Laufe der Zeit angestiegen: in der Klassik normalerweise zwei (Beethoven verwendete in seiner letzten Sinfonie auch vier), in der Romantik drei bis vier. Die Verwendung von dreien ist nicht so häufig, z. B. im Cellokonzert von Antonin Dvorak. In der Spätromantik brachten deren Vertreter, z. B. A. Bruckner, R. Wagner, G. Mahler und R. Strauss bis zu zwölf Hörner unter.

 

Hersteller

Antoine Courtois

B & S

C. G. Conn

Getzen

Holton

Jupiter

Kanstul

King

Kühnl & Hoyer

Martin

Vincent Bach

Yamaha

Wilson